Stadt Tilsit

Stadtkreis Tilsit

GESCHICHTE

Tilsit - gelegen unter 55(2) Grad noerdlicher Breite und 21(46) Grad oestlicher Laenge leitet seinen Namen von dem Fluesschen Tilze(Tilse), Tilszele ab, das dicht bei der Stadt in die Memel fliesst. Das Wort ist von "tilssus" abzuleiten und bedeutet sumpfiger Fluss. Als der Deutsche Ritterorden das Land oestlich der Weichsel von 1230 bis 1283 besiedelten, stiess er an der Memel in die Landschaft der Schalauen, bewohnt von dem prussischen Volksstamm, den Schalauern, Schalwen oder Schalmen.

Der breite Memelstrom ist die Lebensader der Stadt, die sich lang und schmal an seinem Suedufer hinzieht. Sie hat sich nicht auf das Nordufer ausgedehnt, obgleich zwei Bruecken bei Tilsit die Memel ueberqueren: die Eisenbahnbruecke (1875) und die Luisenbruecke (1907), diese als Ersatz fuer eine Schiffsbruecke, die seit 1767 bestand.
Nachdem bereits Splitter (auf heutigem Stadtgebiet von Tilsit) seit 1365 als Burg des Deutschen Ordens bestanden hatte, wurde der Bau der Burg Tilsit 1406-09 durchgefuehrt. In ihrem Schutze bildete sieh bald eine Siedlung, die als Marktflecken Bedeutung gewann. Noch kurz vor der Reformation, Anfang 16. Jh., liessen sich Franziskaner in Tilsit nieder.

Luisenbruecke und links die Deutsche Kirche Mit der Besiedlung der Wildnis im 15. und 16. Jh. wurde dieses ein wirtschaftlicher Mittelpunkt fuer das nordoestliche Ostpreussen. In der langen Friedenszeit nach 1525 bluehte der Handel mit dem benachbarten Litauen auf. Herzog Albrecht verlieh Tilsit 1552 das Stadtrecht . Obgleich die laendliche Umgebung mit litauischen Bauern besiedelt war, blieb die Buergerschaft der Stadt fast rein deutsch.

Auch in den folgenden Jahrhunderten konnte Tilsit sich staendig weiterentwickeln und hat bis 1944/45 keine Zerstoerung erlebt. An Baulichkeiten ist aus dem Mittelalter fast nichts erhalten Die Ordensburg wurde im 19. Jh. abgerissen. Man besitzt ueber sie jedoch historische Nachrichten, auch einzelne Bauzeichnungen und Abbildungen. Die Burg war zur Ordenszeit nicht so gross und bedeutend wie Ragnit; sie unterstand dem Komtur von Ragnit und war nur Sitz eines Pflegers.
In herzoglicher Zeit wurde Tilsit der Sitz eines Amtshauptmannes. Die Stadt Tilsit war keine Festung; sie wurde im Norden durch die Memel, im Sueden durch den Muehlenteich im Osten durch die Burg gedeckt. Im Westen wurde nach dem Schwedeneinfall von 1679 ein Wall aufgeworfen.
Wegen der Grenzlage erhielt Tilsit seit dem 18. Jh. eine staendige, zeitweise starke Garnison.
Am Schlossmuehlenteich Zeugnisse buergerlichen Reichtums waren Bauten seit dem 16. Jh. Die Lutherkirche (Stadtkirche, erbaut 1598-1612, der Turm 1695-99) hatte bemerkenswerte Epitaphien und ein Altarbild von Friedrich Kessler (geb. in Tilsit 1826, •gest. in Duesseldorf 1906, Mitbegruender des Duesseldorfer Malkastens; er war wie sein Vater Christian Friedrich Kessler ein tuechtiger Landschaftsmaler; Bildnisse von Tilsit und Umgebung).
Die Landkirche, von 1757, war ein einfacher Rundbau, fuer die Bewohner der laendlichen Umgebung bestimmt und wurde auch litauische Kirche genannt.
Fremde Zuwanderer gruendeten im 17. Jh. eine reformierte und eine kath. Gemeinde. Weitere Kirchenbauten erfolgten im 19. und 20. Jh. Das Rathaus (1752-55) war ein schlichter und wuerdiger Bau, sein Turm, wie der Turm der Stadtkirche, ein Wahrzeichen der Stadt.
Rathaus der Stadt Tilsit vor 1945 Ausser den oeffentlichen Bauten besass Tilsit auch eine Anzahl schoener Buergerhaeuser des 16.- 19. Jh., aber wegen der raschen Entwicklung keine Strasse, die das Gesicht einer bestimmten Epoche zeigte.
Das geistige Leben fand einen Mittelpunkt in der 1586 gegr. sog. Provinzialschule, die nicht von der Stadt, sondern vom Lande Preussen eingerichtet wurde. Dieser, spaeter Gymnasium genannte Anstalt trat 1839 eine Realschule, spaeter Realgymnasium, an die Seite.

Auch durch sein Theater (19. Jh.) war Tilsit ein kultureller Mittelpunkt fuer den Nordosten der Provinz.
Der Russeneinfall (1758-62) liess Tilsit unbeschaedigt, desgleichen der Einmarsch der Franzosen 1807. Damals wurde Tilsit ein weltgeschichtlicher Ort. Hier trafen sich die Verbuendeten, Koenig Friedrich Wilhelm III. von Preussen und Zar .Alexander I. von Russland, Anfang Juni 1807 vor der fuer sie ungluecklichen Schlacht bei Friedland (14. Juni). Am 19. Juni rueckte Napoleon in Tilsit ein. Ihn begleiteten u. a. die Generaele Murat und Berthier, spaeter traf auch Talleyrand ein. Auf einem Floss in der Memel (die Memel war Waffenstillstandsgrenze) trafen sich am 25. Juni Napoleon und Alexander I., am 28. Juni wurde auch Friedrich Wilhelm III. hinzugezogen. Am 7. Juli wurde zwischen Frankreich und Russland, am 9. Juli zwischen Frankreich und Preussen der Friede abgeschlossen. Preussen verlor alle Gebiete westlich der Elbe und fast alle Erwerbungen aus den Teilungen Polens, doch blieb durch Westpreussen eine Landverbindung mit Berlin erhalten. Friedrich Wilhelm III. und Koenigin Luise , die herbeigeeilt war um Napoleon zu beeinflussen, wurden ruecksichtslos behandelt. Alexander I. wurde von Napoleon umworben, ging in das frz. Lager ueber und erhielt zur Belohnung aus der preussischen Beute ein Stueck Polen (Bialystok). Dieses Geschaeft hat sich fuer Russland schlecht ausgezahlt, denn schon 1812 wurde Russland von Napoleon ueberfallen, und Preussen trat 1813 zum Befreiungskampf an. Damit wurde der Friede von Tilsit hinfaellig. Die denkwuerdigen Tage wurden in der Erinnerung festgehalten durch Gedenkstaetten wie das .Napoleonhaus. (Deutsch Str. 24, klassizistisch) und das zum Museum umgestaltete Luisenhaeuschen. Zum Gedaechtnis der Koenigin Luise wurde 1900 ein Denkmal im Park Jakobsruhe errichtet, nach ihr wurde auch die Luisenbruecke (1907) benannt.
Luftaufname; hinten ist die Luisenbruecke zu erkennen Das Jh. des Friedens war der weiteren Entwicklung von Tilsit guenstig (1815-1914). Die Holzfloesserei fand seit dem Mittelalter in grossem Ausmasse auf der Memel statt und gab dem Strom zeitweise ein eigenartiges Gesicht. Tilsit wurde fuer ganz Deutschland zu einem Zentrum von Holzhandel und Holzindustrie. An das Bahnnetz wurde Tilsit 1865 (nach Insterburg) angeschlossen, die Bahn wurde 1875 nach Memel weitergefuehrt. Schon vorher war (1833) die Poststrasse von Berlin nach St. Petersburg ueber Tilsit gelegt worden.
Im Ersten Weltkrieg erlebte Tilsit eine kurze Zeit der russ. Besetzung ohne ernsthaften Schaden zu nehmen (August bis September 1914).
Nach dem Kriege rueckte die Grenze durch die Abtretung des Memellandes noch naeher an Tilsit heran; der Memelstrom wurde Grenzlinie und Tilsit verlor einen Teil seines Hinterlandes. Die Holzfloesserei litt unter den neuen Grenzen auf dem ehemaligen einheitlichen russischen Wirtsschaftsgebiet.
Schenkendorfplatz mit dem Denkmal des Dichters Max. von Schenkendorf Am 20.10.1944 wurde Tilsit Frontstadt. Was Fliegerbomben nocht nicht getroffen hatte, vollendeten die russische Artillerie. Als Tilsit am 20.Januar 1945 von den Russen eingenommen wurde, war sie eine tote Stadt, in der gespenstische Ruinen in den Himmel starrten. Sie war zu 60 bis 80 % zerstoert.

Als der zweite Weltkrieg ausbrach, ahnte keiner , dass damit auch der Beginn des Endes der Stadt eingeleitet wurde.
In der Nacht zum 21.04.1943 erlitt Tilsit einen sehr schweren Bomenangriff. Mitte Mai, im Juni und vom 24. bis 27.07.1944 waren es weitere Grossangriffe, die sich im August und September fortsetzten. Als im Oktober 1944 die Front bis zur Memel vorrueckte, begann die Evakuierung der Tilsiter Bevoelkerung.
Einwohnerzahlen: im Jahre 1782: 7701; 1852: 13748; 1890: 34539; 1910: 47667.

Tilsit ist Geburtsort des Dichters Max v. Schenkendorf (geb. 1783, gest.in Koblenz 1817). Sein Denkmal stand auf dem Schenkendorfplatz.
Der Stadtkreis Tilsit hatte 1939 insgesamt 59.105 Einwohner und eine Faeche von 5.901 ha.

HEUTE

Das Gebiet wurde 1945 unter russischer Verwaltung gestellt. Die Stadt Tilsit wurde von den Russen in "Sovetsk" umbenannt.

Das Stadt Tilsil Wappen Das Wappen hat in Silber ueber blauem Wasser eine rote Mauer mit spitzbedachtem Turm und zwei hohen, bedachten Zinnen; der Turm ist belegt mit dem von Silber und Schwarz gevierten Zollernschild.
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